Zum 17. Mal werden in Zofingen die World Triathlon Powerman Long Distance Duathlon World Championships ausgetragen. Insgesamt ist es die 36. Austragung des Powerman Zofingen. In diesem Jahr gehen mehrere WM-Medaillensieger der letzten Austragungen an den Start. Bei den Männern darf man ein hochspannendes Rennen erwarten. Der Franzose Émile Blondel-Hermant will seinen WM-Titel über die Duathlon-Langdistanz verteidigen. In der bisherigen Saison hat er seine gute Form unter Beweis gestellt. Ein Wörtchen um WM-Gold mitreden, wollen garantiert der Däne Simon Jörn Hansen, der Franzose Matthieu Bourgeois und der Deutsche Fabian Holbach. Hansen holte vorletztes Jahr WM-Gold in Zofingen in einer Rekordzeit. Bourgeois wurde 2022 Langdistanz-Weltmeister und Holbach stand bereits mehrere Male in der Thutstadt auf dem Podest. Dasselbe gilt für Jens-Michael Gossauer, der für die Schweiz ein weiteres Mal Edelmetall gewinnen will. Bei den Frauen führt der Sieg auch diesem Jahr über Merle Brunnée. Die deutsche Titelverteidigerin hat ihren vierten WM-Titel über die Langdistanz im Visier.
Eine Siegerzeit unter sechs Stunden scheint bei den Männern der neue Standard zu werden. Seit der Powerman Zofingen in den zwei letzten Jahren eine neue Streckenführung und damit rund 200 Höhenmeter weniger auf dem Programm hatte, haben die beiden letzten Sieger Émile Blondel-Hermant und Simon Jörn Hansen unter sechs Stunden gefinisht. Schnellere Siegeszeiten und spektakuläre Duelle – das neue Streckenkonzept zahlt sich aus und verspricht auch in diesem Jahr attraktive Rennen um den WM-Titel über die Duathlon-Langdistanz. Der Powerman Zofingen bleibt natürlich mit 10 Kilometer Laufen, 150 Kilometer Velofahren und nochmals 30 Kilometer Laufen der härteste und zugleich schönste Duathlon der Schweiz.
Blondel-Hermant für die Titelverteidigung bereit
Für den Titelhalter Émile Blondel-Hermant fing diese Saison alles andere als wunschgemäss an. Mitte Februar wurde beim Franzosen eine Fraktur des Kreuzbeines diagnostiziert, die bereits Ende Dezember 2024 aufgetreten war: „Meine Wintervorbereitung wurde dadurch stark beeinträchtigt. Ich konnte wochenlang nicht laufen und habe versucht, dies durch Radtraining, ein wenig Schwimmen und Konditionstraining auszugleichen“, erklärt Émile Blondel-Hermant seine schwierige Vorbereitung. Trotz dieser Widerstände und dem späten Saisonstart fand dessen Trainer die ideale Strategie, um den 31-Jährigen sehr schnell in Form zu bringen. Bereits Ende April gewann Blondel-Hermant den Europameistertitel im Sprint-Duathlon im polnischen Rumia-Pomorskie. Dazu meint der Franzose: “Ich war wirklich sehr glücklich über dieses Ergebnis, das ich mir in den Wochen vor dem Rennen nie hätte vorstellen können.“ Im Juni folgten weiter Erfolge für Émile Blondel-Hermant mit dem fünften Platz bei der Duathlon-Weltmeisterschaft und dem Weltmeistertitel im Mixed-Staffellauf im spanischen Pontevedra. Ausserdem gewann er im Juli den Duathlon von Alpe d’Huez. Wie diese Ergebnisse zeigen, befindet sich der Titelverteidiger in Topform. Dementsprechend möchte der 31-Jährige wieder WM-Gold in Zofingen holen. Als seinen grössten Widersacher sieht er Simon Jörn Hansen. Der Däne war vor zwei Jahren bei seinem WM-Triumph tatsächlich ein paar Minuten schneller als der Franzose. Er hält zudem den Streckenrekord.
Jörn Hansen und Bourgeois auf der Startliste
Nachdem Simon Jörn Hansen letztes Jahr auf einen Start am Powerman Zofingen verzichtete, ist der Däne heuer für das Elite-Rennen angemeldet. Damit kommt es dieses Jahr voraussichtlich zum Duell der beiden letzten Powerman-Sieger. Jörn Hansen vermochte im April seinen WM-Titel über die Duathlon-Mitteldistanz im deutschen Alsdorf erfolgreich zu verteidigen. Der 34-jährige Familienvater wird also sicher mit Ambitionen an den Start gehen. Zum Favoritenkreis muss man auch den Franzosen Matthieu Bourgeois zählen. Er war letztes Jahr ebenfalls nicht dabei und musste 2023 das Rennen aufgeben. Vor drei Jahren stand Bourgeois jedoch zuoberst auf dem Podium in Zofingen. Mit dem Deutschen Fabian Holbach ist ein weiterer Duathlet, der in Zofingen schon zweimal auf dem Podest stand, auf der Startliste. 2022 holte Holbach WM-Silber, ein Jahr später WM-Bronze. Im letzten Jahr machte sich der Deutsche das Leben selbst schwer, indem er zwei Zeitstrafen kassierte. Eine davon beim Wechsel auf das Rad, weil sein Velohelm unerlaubterweise bereits mit geschlossener Schnalle bereit lag.
Schweizer Medaillenanwärter Gossauer
Der Schweizer Jens-Michael Gossauer bestieg erstmals 2019 das Podest in Zofingen. Auf den damaligen Vize-Weltmeistertitel folgten 2021 noch einmal Silber und letztes Jahr Bronze. Eigentlich fehlt also nur noch die Goldmedaille in der Sammlung des 32-Jährigen. „Daran werde ich während des Rennens nicht denken“, erklärt Gossauer. Seine bisherige Saison verlief gut. Neben dem Duathlon-Schweizermeistertitel gewann er mit dem Linthathlon, dem Grenchenberglauf und dem Duathlon in Wallisellen drei weitere Rennen. Jens-Michael Gossauer bestreitet die abschliessende Vorbereitung auf den Powerman Zofingen in den Bergen, um möglichst einen Höheneffekt zu erzielen. Angesprochen auf seine grosse Wettkampferfahrung in Zofingen, sagt Gossauer: „Aus jeder Teilnahme konnte ich meine Lehren ziehen und hoffe, dass dieses Jahr alle Puzzleteile zusammenpassen werden.“
Brunnée wieder Siegesanwärterin Nummer 1
Bei den Frauen ist die Ausgangslage auf den ersten Blick weniger spannend als bei den Männern. Die dreifache Langdistanz-Weltmeisterin Merle Brunnée ist auch dieses Jahr die absolute Favoritin auf den Sieg, insbesondere weil die bisher grösste Herausforderin der Deutschen, die Schweizerin Melanie Maurer, letztes Jahr zum allerletzten Mal am Powerman Zofingen gestartet ist. Keine Frage, will Brunnée ihren vierten WM-Titel in der Thutstadt feiern. Die Vorzeichen dafür stehen sehr gut. Bisher hat die Deutsche, die als Ärztin arbeitet, eine starke Saison gezeigt: „Die Saison läuft bislang fantastisch. Ganz weit oben bei den Saisonhöhepunkten steht natürlich der Weltmeistertitel über die Duathlon-Mitteldistanz beim Powerman Alsdorf, aber auch im Triathlon hatte ich auf Lanzarote, in Abu Dhabi und in Roth drei tolle Rennen.“ Beim Ironman auf der Kanareninsel Lanzarote erreichte Brunnée mit einer Zeit von 9 Stunden und 38 Minuten den starken dritten Platz. Am Challenge Roth im Juli wurde sie Sechste. Die 31-jährige Deutsche etabliert sich in der Triathlon-Weltspitze und wird im Oktober am Ironman Hawaii starten. Wer die Deutsche in Zofingen um den Sieg herausfordern wird, ist eine der spannenden Fragen der diesjährigen Austragung. Vom Schweizer Nationalkader wird Ramona Rieder an den Start gehen. Die Zürcherin erreichte dieses Jahr am Powerman Alsdorf den neunten Rang und wurde letztes Jahr in Zofingen Sechste. Und im Kurzdistanz-Rennen will mit Anna Zehnder eine Schweizerin ihren Titel verteidigen. Die Seeländerin feierte im Juni den Weltmeistertitel im Cross-Duathlon in Pontevedra und befindet sich in bestechender Form.
Text: Christof Gerber

